Hau die Strasse!

Redewendungen sind schön und gut, und man erwartet hier eigentlich auch keine Logik. Eine Redewendung wie z.B. „das kriegen wir schon gebacken“ kann auch von Nicht-Bäckern verwendet werden, der Sinn erschließt sich ja aus der Metapher. Redewendungen sind das Salz in der Suppe, (was schon wieder eine Redewendung war) und bereichern die Sprache. Und sie sind unglaublich lustig, wenn man sie z.B. ins Englische übersetzt, wie das beliebte „Ich bring dich um die Ecke“ in „I bring you round the corner“. Auch umgekehrt machen sie Spaß, wie das englische „Hit the road“, welches einfach nur „Ich fahr dann mal los“ bedeutet, übersetzt aber zu einem verblüffenden „Ich haue die Straße“ wird. Und warum im Mann ein Kind lebt, wird ein Japaner niemals verstehen.

Wer mal drauf achtet, wird feststellen, dass unsere Sprache von Redewendungen nur so wimmelt, ja eigentlich zu einem hohen Prozentsatz fast nur aus solchen besteht. Redewendungen sind nur dann zu verstehen, wenn man den gesamten sozio-kulturellen Hintergrund einer Sprache kennt; man muss sozusagen „hineingeboren“ sein. Sprachfremde haben daher oft ein Problem damit, da sie eine Redewendung wie „jetzt hau’n wir auf die Pauke“ mit der Aufforderung verwechseln, als Schlagzeuger einem Orchester beizutreten. Oder, wie es in der Wikipedia so schön als Beispiel aufgeführt wird, können sie zwar die Begriffe „Grün“ und „Zweig“ verstehen, wissen aber noch lange nicht, wie sie „auf einen grünen Zweig“ kommen. „Hau die Strasse!“ weiterlesen

Süddeutsche und Nordwestostdeutsche verbindet vieles. Außer der Sprache.

„Heb das mal!“

Diese Aufforderung, von einem Süddeutschen an einen NWO-Deutschen gerichtet, löst Verwirrung aus. Der NWOD ist der Ansicht, er sollte das Teil nun hoch- oder aufheben. Der SD (Süddeutsche) dagegen, meint damit, er solle es festhalten. Dieses sprachliche Missverständnis kann zu hitzigen Debatten bis hin zur offenen Prügelei führen, nur weil hier Begrifflichkeiten in anderem Kontext verwendet werden.

Wenn ein Süddeutscher zum Arzt kommt und erklärt, ihm täte „der Fuß“ weh, so fragt ein Süddeutscher Arzt einfach nur „und wo da?“, weil er weiß, dass der Süddeutsche mit Fuß all das bezeichnet, was von der Hüfte abwärts bis zu den Zehen reicht. Ein NWOD-Arzt wäre jetzt hilflos, denn er würde den Fuß untersuchen und nichts finden, weil der SD vom Knie gesprochen hatte. „Süddeutsche und Nordwestostdeutsche verbindet vieles. Außer der Sprache.“ weiterlesen

Wie man blöd wird

Über Klugheit wird viel geschrieben, und auch darüber, wie man sie erlangt. Klugheit. Weisheit, Wissen an sich werden vom Spirikariat der Schlaumeier gern als einzig erstrebenswerte humanistische Güter angepriesen und ihre Vertreter schauen auf das Prekariat der Dummheit verächtlich herab.

Gleichzeitig aber, und jetzt halten Sie sich fest, gleichzeitig beklagen so ziemlich alle klugen Menschen, dass die Welt von den Blöden regiert würde. Und verweisen dabei stets auf kleinhirnige Herrscher wie George W. Bush, Helmut Kohl und Florian Silbereisen. Wobei letzterer nicht als Herrscher zu betrachten ist, aber die Tatsache, dass er sich eine bildhübsche Schlagersängerin geangelt hat, macht ihn per se zum Hassobjekt der Intelligenz.

Jetzt mal eine spitzfindige Frage: Wie kann es sein, dass die Welt von Blödheit regiert wird, wenn es doch so viele Schlaumeier gibt? Ja, schenkt man den vielen Kommentaren auf Facebook den Glauben, die sie erheischen, sind alle, wirklich alle unglaublich schlau. Es kommt auch extrem selten vor, dass Menschen sich freiwillig als blöd outen. So blöd können sie also eigentlich nicht sein, denn dann könnten sie es ja tun. Und heimlich kichern, hehe reingelegt, ich bin gar nicht blöd. Tut aber keiner (ausser Verona Pooth). Die Gefahr, tatsächlich für blöd gehalten zu werden, ist viel zu hoch, das wäre ja sowas von peinlich (außer Verona Pooth). „Wie man blöd wird“ weiterlesen

Gut & Böse

Um herauszufinden, ob man selbst ein böser Mensch ist, muss man zu ekligen Dingen bereit sein. Das ist ungefähr so, als würde man sich den Hintern mit der eigenen Brille abwischen und sie dann wieder aufsetzen. Die Kacke, die man dann sieht, ist die eigene.

Dazu sind die wenigsten Menschen bereit. Sie sind aber seltsamerweise bereit, sich die Brille am Arsch eines anderen abzuwischen und nur dessen Kot zu sehen. Das ist im Übrigen schon der erste Schritt. Denn der dies tut, ist bereits ein kleines bisschen böse.

Fangen wir mal mit den Dinosauriern an. Vielleicht kam ja mit ihnen das Böse in die Welt? Der brave Triceratops kaute nur Gemüse, und war ein liebes Tier. Dann kam der gemeine T-Rex und machte ihn tot. Das war wirklich böse. Nur: hätte der Triceratops zuviel von dem Gemüse gefressen, wäre das ganze Grünzeugs weg gewesen, und damit einige extrem wichtige biochemische Prozesse, die das Leben überhaupt erst ermöglichen. Insofern brauchte es also den fiesen T-Rex, um dafür zu sorgen, dass ebendiese Prozesse weiterhin garantiert sind. „Gut & Böse“ weiterlesen

Das ist Papageiendeutsch, im Endeffekt.

Eine der penetrantesten Worthülsen der deutschen Sprache ist die Redewendung „im Endeffekt“, die nahezu epidemisch grassiert. Aber was bedeutet diese sinnfreie Floskel eigentlich, im Endeffekt? Als internetsüchtiger Zeitgenosse schlage ich zunächst mal in der Wikipedia nach und werde unter dem Oberbegriff „Floskel“ fündig:

„Heute ist mit einer Floskel eine inhaltsleere Sprachhülse gemeint und wird daher oft abwertend gebraucht. Nicht zuletzt durch Funk- und Fernsehmedien verbreiten sich Floskeln in der deutschen Sprache epidemisch rasch und bei ihren Verwendern subliminal. Durch ihre permanente Wiederholung entwickelt sich das Deutsch ihrer Verwender zum „Papageien-Deutsch“ (Schenk).“

Und weiter:

Beispiele: halt eben, an der/dieser Stelle, letztendlich (statt letztlich oder endlich), im Endeffekt, einfach, nicht wirklich, ein Stück weit, eh, sage ich mal, ich denke, wie gesagt (wobei der hierauf genannte Inhalt nicht zwangsweise bereits gesagt wurde) „Das ist Papageiendeutsch, im Endeffekt.“ weiterlesen