Hört man leider immer wieder und fragt sich jedesmal auf’s Neue, was es bedeuten soll: der Zusatz „auf deutsch gesagt“. Meist im Zusammenhang mit einer derben Umschreibung eines Sachverhalts. Beispiel: „Dieses Game ist [hier beliebigen Kraftausdruck einsetzen], auf deutsch gesagt!“ Ja, wie denn sonst? Ist der restliche Satz in spanisch, so dass er darauf hinweisen muss, dass er dieses spezifische Wort jetzt „deutsch“ spricht? Dies entbehrt jedweder Logik, denn ich wäre ja kaum imstande, einen spanischen Satz zu verstehen.
Andersherum ergäbe es Sinn. Wenn ein Amerikaner mir beispielsweise sagen würde: „This game is [beliebigen deutschen Kraftausdruck einsetzen], to say it in german!“, dann ergäbe es Sinn. Umgekehrt könnte der Deutsche mir auch mitteilen: „Dieses Spiel ist [beliebigen englischen Kraftausdruck einsetzen], auf englisch gesagt!“, dann könnte ich ebenfalls verstehen, was er meint. Auch wenn ich mich fragen müsste, warum man auf englisch fluchen muss, wenn man es auch auf deutsch sagen kann.
„Auf deutsch gesagt“ ist nichts weiter als eine kleinlaute Diminuierung, der klägliche Versuch, die Verwendung von Gossensprache zu entkräften. So als wolle man vermitteln: „Ja, das Wort ist Fäkalsprache, aber es ist Bestandteil der deutschen Sprache, und als Deutscher hab ich es verwendet, verdammt nochmal!“
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Ausdruck nichts ausdrückt, außer „Ich habe keine Ahnung, was ich da rede, aber Hauptsache mal was gesagt!“
Sprache wird hier zum Selbstzweck, und dann verliert sie leider ihre kommunikativen Eigenschaften. Das nachplappern sinnloser Worthülsen zeigt dem Gegenüber nur eins: Dass man nicht weiß, was man redet.
Autor: Rael Wissdorf, Copyright (30.03.2013), alle Rechte vorbehalten.
Erstveröffentlichung 30.03.2013
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