Deutsche Sprache ist amüsant. Vor allem, weil viele Deutsche englisch reden, ohne es zu merken. Deutsche Sprache ist aber auch so kompliziert. Nicht nur, dass wir uns mit Fällen herumärgern müssen, die andere Sprachen so gar nicht haben, wie zB. das Englische. Wobei es die im Englischen schon gibt, es fällt nur nicht weiter auf, weil sie keinen Artikel kennen.
Das heißt, sie kennen ihn schon, aber es ist immer derselbe: the. Und als unspezifisches Syntagma verwenden sie ausschließlich das Wörtchen „a“ (a watch, a window, a man). Das macht ja dann auch das Radebrechen amerikanischer Besucher so amüsant. „Ick bin zu spät weil die Bus nicht ist gekommen“.
Im Falle des Falles nun, oder wissenschaftlich ausformuliert „Dativ, Genitiv oder für 10 Cent Akkusativ“ geben wir mal ein Beispiel: „Pick up the spoon“. Auf deutsch: Hebe den Löffel auf. Im englischen: Hebe der/die/das Löffel auf. Kein Fall zu hören, er geht schlicht im einheitlichen Artikelgedöns der Engländer unter. Der arme Deutsche muss sich den Kopf zerbrechen, welcher verdammte Fall das nun ist, der Engländer labert einfach drauflos.
Wahrscheinlich sind Hessen daher verkappte Engländer, denn in ihrer Sprache verwenden sie ebenfalls nur das Syntagma „ä“. „Gugge mol do driwwe, do is ä Uhr. Wann de große Zeischä uff de Zwölf stähe dudd, trewwe mer uns.“
Das ist doch glasklares Englisch. Nur „ä“ und „de“ (das th werden Hessen natürlich nicht aussprechen, sie lispeln ja nicht). Gilt übrigens auch für die Schwaben. Alles Engländer!
Geht aber noch weiter. Die berühmte Sprachfalle „wie und als“. Nach einschlägigen Statistiken machen das mehr Deutsche falsch als wie richtig. Es gibt sogar eine Domain im Internet dazu „wie-als.de“. Der einzige Content dieses Webauftritts besteht aus einer Seite, die erklärt, wie man als und wie korrekt verwendet.
Ich erkläre die Regel jetzt nicht, das wäre zu langweilig, außerdem könnt ihr das googeln. Ich möchte hier nämlich eine Lanze brechen. Für das „wie“ statt des „als“. Warum ich das tue? Weil sich gerade am Beispiel „wie oder als“ deutlich zeigt, wie wir vom Duden terrorisiert werden. Es gab nämlich Zeiten, sogar hohe Zeiten der deutschen Sprache, da war das schlicht wurscht. Das berühmteste Beispiel ist wohl Goethe mit seinem Zweizeiler aus Faust:
„Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor“.
Goethe darf das. Wir dürfen das nicht (mehr). Nun ja, Goethe war ja auch ein Dichter. Und Dichter genießen bekanntermaßen eine seit 1789 nach §42 des STGnBA (Schriftstellergesetz nach bürgerlicher Auffassung) verbriefte „dichterische Freiheit“. Das erlaubt es ihnen, die deutsche Sprache wie Kautschuk zu verknoten, solange es irgendwie witzig, schön oder elegant klingt. Gilt übrigens nur für Dichter, nicht für Autoren allgemein.
Aber auch die heute glücklicherweise in Vergessenheit geratene Adelsschnulzenautorin Nataly von Eschstruth durfte in ihren „Frauenromanen“ Sätze verwenden wie:
„Ich weiß, Graf Lehrbach, dass ich mir selber mit diesem Urteil den Stab breche, denn ich reite selber und, wie ich es Ihnen erst vorhin bewiesen habe“ – Josephine erglühte bis unter die Haarwellen – „noch emancipierter wie die Prinzessin, auf ungesatteltem Pferde.“ (aus: Gänseliesl, Seite 391)
Die dürfen das. Wir dürfen also nicht so geschwollen daherreden wie die Dichter, sondern müssen uns korrekter ausdrücken als sie. Ist das fair?
Ich bin daher für absolute Sprachfreiheit! Ich fordere die totale Abschaffung aller grammatikalischer Regeln, bzw. die schlichte Beibehaltung englischer Grammatik innerhalb des deutschen Sprachraums, weil die simpler ist.
Dies gilt insbesondere für alle komparativen oder gar superlativistischen Regeln: einzig wird mit „einzigst“ gesteigert und „aktuell“ mit „aktuellst.“ Weil das viel einfacher ist, als sich an all die blöden Regeln zu halten. Auch wenn unser Sprachtaliban Tibor Flaussig da anderer Meinung sein wird.
Anderer Meinung?? Anderer Meinung? Wie kann man bei purer Logik einer MEINUNG sein? Oder soll ich jetzt sogar sagen „purster Logik“, denn sie ist ja noch viel purer als pur! Hier auf dem Fernseher liegt EIN Teller. Genau EINER. Nicht zwei, nicht drei, nicht vier. Nein. EINER! Also ist das der EINZIGE Teller auf dem Fernseher, klar? Nicht der EINZIGSTE? Noch einziger als einzig, wie soll das gehen, HIMMELARSCH? Im Radio laufen aktuelle Verkehrsmeldungen, sie heißen aktuell weil sie aktuell sind, sprich: brandneu, up to date, top of the pops, total neu, unverbraucht, noch NIE DAGEWESEN. Aber nein, sie müssen als „aktuellst“ angepriesen werden. Klar, die Meldungen der anderen Sender sind alle viel weniger aktuell. FÜR WIE BLÖD HALTEN DIE UNS DENN?? Wisst ihr was? Schiebt euch doch eure ganzen aktuellsten Superlative in euren EINZIGSTEN Arsch!
Autor: Rael Wissdorf, Copyright (14.08.2013), alle Rechte vorbehalten.
Erstveröffentlichung 14.08.2013
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