Microstory Nr. 2: Der Fremde

Niemand von uns wusste, woher der Fremde gekommen war. Ich kehrte gerade den Bürgersteig vor meiner Friseurstube, als er – von neugierigen Blicken verfolgt in einem umgebauten 54ger Chevy-Pickup vorbeifuhr und vor Harpers Kneipe haltmachte.Lucille zog ihre Augenbrauen nach und staffierte ihr Dekollete neu aus. Der Fremde ging hinein und verlangte einen Fizz Original. Als Joe ihm sagte, sowas kenne er nicht und Harper ihm darüberhinaus unmißverständlich klarmachte, was wir hier in Smallhirn County von Fremden hielten, die einfach reinspazierten und Fizz Originals verlangten, da guckte der Fremde uns aus schrägen Augen an. Dann verpaßte er Harper einen Kinnhaken, dass dieser hinter seinen Biergläsern verschwand und landete bei Joe einen Tritt, dass der sich auf den Boden setzte und kotzte. Der Sherriff, schmerbäuchig, keuchend angerannt, fing sich mehrere Stuhlbeine auf dem Glatzkopf ein und übt seitdem „blitzartiges Wegducken“ vor dem Badezimmerspiegel.
Ich büsste meinen oberen Schneidezahn ein (die Imitation von Doc Burnstein ist wirklich erstklassig) und die frechen Brodnick-Brothers klagen heute immer noch über Impotenz.Der Fremde entstieg den dampfenden Trümmern wie ein Schwimmer, der aus einem Pool aussteigt, enterte seinen Chevvy und startete den Motor. Die freche Lucille trat laszivhüftig an ihn heran und holte sich eine rote Backe ab. Der Fremde düste mit Karacho aus der Stadt und ließ eine Staubwolke hinter sich, die noch die Abendsonne verdunkelte. Dem hatten wir es ordentlich gezeigt, und seinen Fizz Original kann er sich in die Haare schmiern!