Microstory Nr. 3: Die Stulle

Manni stand auf dem Schulhof und packte seine Stulle aus. Mehr als’n hartes Stück Brot und ’ne Banane war nicht
dringewesen heut früh. Alex dagegen, der Pinkel, kaute genußvoll an seinem Luxus-Snack.
„Was hassen aufer Stulle?“ fragten die andern den Snobby. Der schnippte lässig mit den manikürten Greifern, machte
ganz einen auf obercool und meinte kauend: „Schokolade.“
Hey, whow!, ahten und ohten die andern. „Alex hat Schoko aufem Brot!“ Manni wurde ganz schlecht.
Dann sagte er so laut, dass alle andern es hören konnten:“Schoko is verdammt schlecht für die Zähne. Erst musste
dauernd zum Dokter, dann zieht er dir die Klunkern alle raus und am Schluß haste Dritte, wie der Direx.“
Alex war beleidigt. Schon sahen ihn die Andern mit skeptischen Blicken an.
„Schoko muß man sich erstmal leisten können“, sagte er dann mit nasalem Klang in der Stimme. Manni dacht einen Moment nach. „Klar is Schoko teuer“, gab er zu. „Aber das hier“, er hielt seinen Kanten Brot in die Höhe, „is ’ne Spezialanfertigung vom Dokter Lachmann, ihr wißt schon, der wo in der ‚Schau-zu‘ die Gesundheitstipps schreibt, und das ist nach so einem uralten, überlieferten Verfahren hergestellt worden, daß der Kanten auf gute zwanzig Märker kommt. Absolut bestens für die Zähne, voll mit Vitaminen und damit auch alles stimmt, hab ich noch die Ultra-Banane vom Direktimporter dazu. Besser kann ma gar nich essen, könnt ihr mir glauben.“
Die anderen glotzen, und staunten Mannis Kanten an und Alex war abgesagt. Mit grüner Fresse zockelte er von dannen.

co. R.Wissdorf

Microstory Nr. 2: Der Fremde

Niemand von uns wusste, woher der Fremde gekommen war. Ich kehrte gerade den Bürgersteig vor meiner Friseurstube, als er – von neugierigen Blicken verfolgt in einem umgebauten 54ger Chevy-Pickup vorbeifuhr und vor Harpers Kneipe haltmachte.Lucille zog ihre Augenbrauen nach und staffierte ihr Dekollete neu aus. Der Fremde ging hinein und verlangte einen Fizz Original. Als Joe ihm sagte, sowas kenne er nicht und Harper ihm darüberhinaus unmißverständlich klarmachte, was wir hier in Smallhirn County von Fremden hielten, die einfach reinspazierten und Fizz Originals verlangten, da guckte der Fremde uns aus schrägen Augen an. Dann verpaßte er Harper einen Kinnhaken, dass dieser hinter seinen Biergläsern verschwand und landete bei Joe einen Tritt, dass der sich auf den Boden setzte und kotzte. Der Sherriff, schmerbäuchig, keuchend angerannt, fing sich mehrere Stuhlbeine auf dem Glatzkopf ein und übt seitdem „blitzartiges Wegducken“ vor dem Badezimmerspiegel.
Ich büsste meinen oberen Schneidezahn ein (die Imitation von Doc Burnstein ist wirklich erstklassig) und die frechen Brodnick-Brothers klagen heute immer noch über Impotenz.Der Fremde entstieg den dampfenden Trümmern wie ein Schwimmer, der aus einem Pool aussteigt, enterte seinen Chevvy und startete den Motor. Die freche Lucille trat laszivhüftig an ihn heran und holte sich eine rote Backe ab. Der Fremde düste mit Karacho aus der Stadt und ließ eine Staubwolke hinter sich, die noch die Abendsonne verdunkelte. Dem hatten wir es ordentlich gezeigt, und seinen Fizz Original kann er sich in die Haare schmiern!

Jahresrückblick

Jahresrückblick. Jahresrückblick 2017. Immer diese Jahresrückblicke, damit die Sendeanstalten die ganzen verstaubten Archivaufnahmen rauskramen und nochmals verwerten können. Abgehalfterte Comedians können ihre alten Witze recyclen und Nachrichtenredaktionen sich ihren Content für die nächste Ausgabe aufheben. Aber was soll schon passiert sein? Irgendwelche Prominenten sterben immer. Es sterben auch eine Menge Nicht-Prominenter, aber über die zu berichten würde den Rahmen sprengen. Karl Ramseyer ist tot.

Irgendwo schwappt auch immer mal das Meer unbotmäßig über die Ufer, irgendein Berg kracht garantiert zusammen und Erdbeben haben ohnehin einen Dauervertrag mit den Medien. Und natürlich Kriege – die finden auch verlässlich immer irgendwo statt. Nicht zu vergessen, die vielen Skandale und Skandälchen, Hochzeiten, Adelsgeburten, all der Klatsch und Tratsch ohne den unsere Regenbogenpresse gezwungen wäre, über Relevantes zu berichten. „Jahresrückblick“ weiterlesen

Sharas Märchenwelt

Shara Whitfield hat einen Märchenband herausgegeben, weil sie sich eine Sammlung mit Märchen gewünscht hat, wie sie ihr immer von ihrem Großvater erzählt wurden. Daher sind viele Grimms Märchen drin, aber auch einige völlig Unbekannte aus aller Herren (und Damen) Länder.  Die liest man nicht überall, daher lohnt es sich schon deshalb, sich diese ungewöhnliche Sammlung zuzulegen. Der wichtigste Grund ist aber: es sind vier Märchen aus meiner Feder drin. Und die wurden tatsächlich bisher noch nie irgendwo veröffentlicht worden. Eines meiner Frühwerke zB. „Die Freggel und der Zauberer“, in dem ich ein wenig Terry Prattchetmässig einen Zauberer beschreibe, der ziemlich fies ist und Beamte und Vertreter nicht leiden kann. Sehr witzig, das Ganze. Aber auch ein eher düsteres und sarkastisches Märchen über einen unsterblichen Hofnarren. Sozusagen „Bruder Lustig für Gothic Fans“.  „Sharas Märchenwelt“ weiterlesen

Die Diktatur der Frühaufsteher

Patakaustik „Schwarze Serie“ (Was ist die schwarze Serie?)

Gleich vorneweg: Frühaufsteher sind die Pest. Aber bevor ich nach Leibeskräften auf diese Spezies eindreschen werde, zunächst eine Definition: wer ist ein Frühaufsteher?

Ein Frühaufsteher (oder das weibliche Pendant, die FrühaufsteherIn) ist ein Mensch, der es liebt, morgens vor acht Uhr aus den Federn zu springen, aus welchen Gründen auch immer. Meistens tun sie es, um irgendwie die Welt zu erobern, doch dazu später. Wer bis um 8 Uhr schläft ist schon kein Frühaufsteher mehr. Und damit meine ich keineswegs die bedauernswerten Zeitgenossen, welche vor 8 Uhr aufstehen müssen, weil berufliche oder andere Umstände sie dazu zwingen, nein hier ist die Rede von jenen, die das gerne tun, die gar nicht anders können, weil ihre Natur es verlangt.

Das allseits bekannte Gegenstück dazu, ist der Langschläfer. Doch schon in diesem Terminus zeigt sich die Perfidie des Systems. Als würde der Frühaufsteher weniger schlafen, als würde der Nachtmensch länger in den Federn schnarchen. Dabei ist oft das Gegenteil der Fall: ein sogenannter Langschläfer hat häufig weniger Schlaf, als der zwanghafte Frühaufsteher, der ja meist beizeiten zu Bett geht. Es sollte also nicht Langschläfer heissen, sondern bestenfalls Spätaufsteher. Noch treffender wäre die Unterteilung in „Nachteulen“ und „Morgenhühner“. Denn die einen leben nach der Devise „Carpe noctem“ oder versöhnlicher, denn Nachteulen müssen sich stets verstellen „Carpe diem et ama noctem (Nutze den Tag und liebe die Nacht)“, während die Morgenhühner grimmig den Tag verwenden, um ihre Vormachtstellung auszubauen. „Die Diktatur der Frühaufsteher“ weiterlesen

Ariel in der Tube

Über neuzeitlichen Aberglauben und Hokuspokus

Dieses Thema war lange fällig, betrifft es doch das patakaustische Weltbild in all seinen Facetten. Ein Patakaustiker ist in erster Linie eines: misstrauisch. Und alles, was im weitesten Sinne mit Esoterik zu tun hat verdient allertiefstes Misstrauen. Und man kann nicht oft genug über Leute spotten, die diesen ganzen Mist glauben. Es ist sogar die Pflicht eines jeden Patakausten, nach Kräften zu spotten und zu verhöhnen, denn nur so gelingt es uns vielleicht, die hartnäckigsten Esoterikspinner in die Enge zu treiben, auf dass sie sich schamhaft winselnd in die dunkelsten Ecken verkriechen.

Aber schauen wir uns in der Esoszene doch mal genauer um. Was ist eigentlich alles „Eso“? Das fängt ja schon beim Begriff selbst an. „Esoterik“ ist zunächst mal ein griechisches Wort, also ein Begriff aus einer Sprache, die kaum ein Esoteriker sprechen kann. Es gibt zwar auch griechige Esoteriker, die machen sich aber eher in der Finanzbranche breit. Esoterik bezeichnet eine Lehre oder gar Philosophie, die nur einem kleinen „inneren“ Kreis zugänglich ist. Wahres esoterisches Wissen ist demnach also keinesfalls frei verfügbar, sondern wird in kleinsten Zirkeln, unter der Hand, nur wenigen Eingeweihten zugewispert. Keinesfalls aber bei Amazon in der Bestseller Ecke verhökert. Damit haben wir die gesamte Esoterik ohnehin schon ad absurdum geführt, denn was unter dem Mäntelchen „Esoterik“ vertrieben wird, ist bestenfalls das exakte Gegenteil davon. „Ariel in der Tube“ weiterlesen

Jack London – Eine Biographie mehr

Das kurze Leben des Jack London

San Francisco war in den siebziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts auf ähnliche Weise eine Art „Flower-Power“ Metropole, wie hundert Jahre später in den sechzigern des zwanzigsten Jahrhunderts. Unzählige okkulte Gruppen, spiritistische Zirkel und selbsternannte Propheten, zudem gewagte soziale Gruppenexperimente und vollkommen neuartige Lebenskonzepte bildeten in dieser mehr als ungewöhnlichen Stadt für einige Jahre einen idealen Nährboden für die verschiedenen Spielarten menschlicher Koexistenz, bis die Rezession alles hinwegraffte. Mitten hinein in diesen Sog von Ideen und Konzepten gebar Flora Wellman am 12. Januar 1876 einen Sohn, den sie John Griffith nannte, und nach dem Namen des Erzeugers, mit dem sie in einer Art „wilder Ehe“ zusammenlebte: Chaney. William Henry Chaney, mehr als 20 Jahre älter als die kleinwüchsige Klavierlehrerin aus Massillon, Ohio, war zu dieser Zeit ein bekannter Astrologe, Journalist und Vortragsreisender, der eine Gruppe von (meist jüngeren) Adepten um sich geschart hatte. Die Verbindung zu Flora Wellmann war eine „amour fou“ eine jener verrückten „Lebensabschnittsgemeinschaften“ wie sie hundert Jahre später Gang und Gäbe waren. Die Vaterschaft erschien ihm als eine zu schwere und zweifelhafte Bürde, als dass er sich fröhlich dazu bekannt hätte. Im Gegenteil – er bestritt vehement irgendetwas mit dieser Geburt zu tun zu haben, behauptete von sich selbst impotent zu sein und wehrte sich gegen jede Verantwortung. Mit dem Erfolg, dass die ganze Geschichte durch die energische Flora in der Presse aufgerührt wurde, und Mr. Chaney nur noch die Flucht in den Norden blieb. Jack London erfuhr erst im Alter von zwanzig von der Existenz des leiblichen Vaters. Es war der Kriegsveteran John London, der kurze Zeit später dem Knaben seinen weltberühmten Namen gab, ihn großzog, ihm die Liebe zum Landleben einpflanzte, ihm leider aber auch allzu früh die Verantwortung für die Ernährung der vielköpfigen Familie übertrug. „Jack London – Eine Biographie mehr“ weiterlesen

1. Virtueller Literaturcon mit Fleurissen

Im Rahmen von Küpers 1. Virtuellen Literaturcon in Second Life lesen Idril Amat und ich aus Fleurissen vor. Dazu habe ich mir etwas Besonderes einfallen lassen: den Blickwinkel der Unbeteiligten. Denn in diesem Roman habe ich das Stilmittel der „Überhöhung durch Aussenstehende“ viermal eingestreut, um dem Leser damit ein besonderes Vergnügen zu bereiten. Damit ist es auch möglich, diesen Roman ohne jede Vorkenntnis kennen zu lernen.

WANN: Am Samstag, 21. Oktober 2017 um 22:00 Uhr.
WO: In der virtuellen Welt „Second Life“ sowie in unserem Discord Auditorium.

Wir freuen uns sehr über regen Besuch.

Wer mit der virtuellen Umgebung von Second Life nicht klarkommt, kann gerne parallel dazu im Metaworlds Discord Leseraum lauschen. Die Lesung findet in beiden Medien statt.

Wie komme ich da hin?

Second Life runterladen und installieren. Danach diesen Link anklicken:
„Second Life – Brennendes Theater„. Das wars.

Hören im Discord

Hierzu einfach per Webbrowser unser „Auditorium“ aufsuchen und den gleichnamigen Channel betreten. Kopfhörer sind für beide Veranstaltungen zu empfehlen, Mikrophon (Headset) ist nicht unbedingt erforderlich. Die Chat Funktion kann in beiden Medien während der Veranstaltung gern genutzt werden.

Wir sind gespannt auf Euch!

Anhang: Das komplette Programm vom 20. bis 22. Oktober 2017 auf Küperpunks Blogspot.

 

Hawks Effect Episode II

Hawks Effect: Dire Revelations in der Produktion. Die Saga geht weiter!

Laurina befindet sich in einem fremden Universum – damit muss sie erstmal klarkommen. Doch viel Zeit zum Überlegen hat sie nicht, denn schon greifen schon wieder neue Kräfte nach ihr. Athena, undurchsichtige „Göttin“ und Chefin einer gnadenlosen Arena will sie als „Juggs“ gegen einen ihrer gepanzerten Helden antreten lassen bzw. verfüttern. Vorher aber lernt Laurina jemanden kennen, der ihr endlich mal erklärt, was Sache ist und wo sie sich befindet. Diese Eröffnungen bringen sie fast um den Verstand.

Hawks Effect: Dire Revelations: ab Ende September erhältlich.