Süddeutsche und Nordwestostdeutsche verbindet vieles. Außer der Sprache.

„Heb das mal!“

Diese Aufforderung, von einem Süddeutschen an einen NWO-Deutschen gerichtet, löst Verwirrung aus. Der NWOD ist der Ansicht, er sollte das Teil nun hoch- oder aufheben. Der SD (Süddeutsche) dagegen, meint damit, er solle es festhalten. Dieses sprachliche Missverständnis kann zu hitzigen Debatten bis hin zur offenen Prügelei führen, nur weil hier Begrifflichkeiten in anderem Kontext verwendet werden.

Wenn ein Süddeutscher zum Arzt kommt und erklärt, ihm täte „der Fuß“ weh, so fragt ein Süddeutscher Arzt einfach nur „und wo da?“, weil er weiß, dass der Süddeutsche mit Fuß all das bezeichnet, was von der Hüfte abwärts bis zu den Zehen reicht. Ein NWOD-Arzt wäre jetzt hilflos, denn er würde den Fuß untersuchen und nichts finden, weil der SD vom Knie gesprochen hatte. „Süddeutsche und Nordwestostdeutsche verbindet vieles. Außer der Sprache.“ weiterlesen

Wie man blöd wird

Über Klugheit wird viel geschrieben, und auch darüber, wie man sie erlangt. Klugheit. Weisheit, Wissen an sich werden vom Spirikariat der Schlaumeier gern als einzig erstrebenswerte humanistische Güter angepriesen und ihre Vertreter schauen auf das Prekariat der Dummheit verächtlich herab.

Gleichzeitig aber, und jetzt halten Sie sich fest, gleichzeitig beklagen so ziemlich alle klugen Menschen, dass die Welt von den Blöden regiert würde. Und verweisen dabei stets auf kleinhirnige Herrscher wie George W. Bush, Helmut Kohl und Florian Silbereisen. Wobei letzterer nicht als Herrscher zu betrachten ist, aber die Tatsache, dass er sich eine bildhübsche Schlagersängerin geangelt hat, macht ihn per se zum Hassobjekt der Intelligenz.

Jetzt mal eine spitzfindige Frage: Wie kann es sein, dass die Welt von Blödheit regiert wird, wenn es doch so viele Schlaumeier gibt? Ja, schenkt man den vielen Kommentaren auf Facebook den Glauben, die sie erheischen, sind alle, wirklich alle unglaublich schlau. Es kommt auch extrem selten vor, dass Menschen sich freiwillig als blöd outen. So blöd können sie also eigentlich nicht sein, denn dann könnten sie es ja tun. Und heimlich kichern, hehe reingelegt, ich bin gar nicht blöd. Tut aber keiner (ausser Verona Pooth). Die Gefahr, tatsächlich für blöd gehalten zu werden, ist viel zu hoch, das wäre ja sowas von peinlich (außer Verona Pooth). „Wie man blöd wird“ weiterlesen

Microstory Nr. 5: Fümf

Erwin glotzte sich die Augen aus dem Kopf. Nun  war  er  seit einer Woche in Kenia  und  hatte  schon allerhand gesehen.  Aber ein fünf-beiniger Elefant, dass es so etwas überhaupt  geben  konnte,  whow,  das hätte  er  nie  für  möglich gehalten.  Er ging dreimal um  das große Tier herum.

Kein Zweifel: der faltige Rüsselriese hatte fünf  Beine.  Das fünfte befand nämlich sich genau  zwischen den beiden Hinterbeinen.  Da  kam  N’gubu,  der Elefantenhüter daher.  Erwin fragte: „Hat der Fant echt fümf Beine odda was?“

N’Gubu  grinste:  „Das Quatsch mit Sosse. Bwana kein Ahnung!  Nix  sein fümftes Bein.  Sein groß Bimmel-Bammel für machen kleine Elefanten  mit Elefantenfrau.“

Microstory Nr. 3: Die Stulle

Manni stand auf dem Schulhof und packte seine Stulle aus. Mehr als’n hartes Stück Brot und ’ne Banane war nicht
dringewesen heut früh. Alex dagegen, der Pinkel, kaute genußvoll an seinem Luxus-Snack.
„Was hassen aufer Stulle?“ fragten die andern den Snobby. Der schnippte lässig mit den manikürten Greifern, machte
ganz einen auf obercool und meinte kauend: „Schokolade.“
Hey, whow!, ahten und ohten die andern. „Alex hat Schoko aufem Brot!“ Manni wurde ganz schlecht.
Dann sagte er so laut, dass alle andern es hören konnten:“Schoko is verdammt schlecht für die Zähne. Erst musste
dauernd zum Dokter, dann zieht er dir die Klunkern alle raus und am Schluß haste Dritte, wie der Direx.“
Alex war beleidigt. Schon sahen ihn die Andern mit skeptischen Blicken an.
„Schoko muß man sich erstmal leisten können“, sagte er dann mit nasalem Klang in der Stimme. Manni dacht einen Moment nach. „Klar is Schoko teuer“, gab er zu. „Aber das hier“, er hielt seinen Kanten Brot in die Höhe, „is ’ne Spezialanfertigung vom Dokter Lachmann, ihr wißt schon, der wo in der ‚Schau-zu‘ die Gesundheitstipps schreibt, und das ist nach so einem uralten, überlieferten Verfahren hergestellt worden, daß der Kanten auf gute zwanzig Märker kommt. Absolut bestens für die Zähne, voll mit Vitaminen und damit auch alles stimmt, hab ich noch die Ultra-Banane vom Direktimporter dazu. Besser kann ma gar nich essen, könnt ihr mir glauben.“
Die anderen glotzen, und staunten Mannis Kanten an und Alex war abgesagt. Mit grüner Fresse zockelte er von dannen.

co. R.Wissdorf

Gut & Böse

Um herauszufinden, ob man selbst ein böser Mensch ist, muss man zu ekligen Dingen bereit sein. Das ist ungefähr so, als würde man sich den Hintern mit der eigenen Brille abwischen und sie dann wieder aufsetzen. Die Kacke, die man dann sieht, ist die eigene.

Dazu sind die wenigsten Menschen bereit. Sie sind aber seltsamerweise bereit, sich die Brille am Arsch eines anderen abzuwischen und nur dessen Kot zu sehen. Das ist im Übrigen schon der erste Schritt. Denn der dies tut, ist bereits ein kleines bisschen böse.

Fangen wir mal mit den Dinosauriern an. Vielleicht kam ja mit ihnen das Böse in die Welt? Der brave Triceratops kaute nur Gemüse, und war ein liebes Tier. Dann kam der gemeine T-Rex und machte ihn tot. Das war wirklich böse. Nur: hätte der Triceratops zuviel von dem Gemüse gefressen, wäre das ganze Grünzeugs weg gewesen, und damit einige extrem wichtige biochemische Prozesse, die das Leben überhaupt erst ermöglichen. Insofern brauchte es also den fiesen T-Rex, um dafür zu sorgen, dass ebendiese Prozesse weiterhin garantiert sind. „Gut & Böse“ weiterlesen

Microstory Nr. 2: Der Fremde

Niemand von uns wusste, woher der Fremde gekommen war. Ich kehrte gerade den Bürgersteig vor meiner Friseurstube, als er – von neugierigen Blicken verfolgt in einem umgebauten 54ger Chevy-Pickup vorbeifuhr und vor Harpers Kneipe haltmachte.Lucille zog ihre Augenbrauen nach und staffierte ihr Dekollete neu aus. Der Fremde ging hinein und verlangte einen Fizz Original. Als Joe ihm sagte, sowas kenne er nicht und Harper ihm darüberhinaus unmißverständlich klarmachte, was wir hier in Smallhirn County von Fremden hielten, die einfach reinspazierten und Fizz Originals verlangten, da guckte der Fremde uns aus schrägen Augen an. Dann verpaßte er Harper einen Kinnhaken, dass dieser hinter seinen Biergläsern verschwand und landete bei Joe einen Tritt, dass der sich auf den Boden setzte und kotzte. Der Sherriff, schmerbäuchig, keuchend angerannt, fing sich mehrere Stuhlbeine auf dem Glatzkopf ein und übt seitdem „blitzartiges Wegducken“ vor dem Badezimmerspiegel.
Ich büsste meinen oberen Schneidezahn ein (die Imitation von Doc Burnstein ist wirklich erstklassig) und die frechen Brodnick-Brothers klagen heute immer noch über Impotenz.Der Fremde entstieg den dampfenden Trümmern wie ein Schwimmer, der aus einem Pool aussteigt, enterte seinen Chevvy und startete den Motor. Die freche Lucille trat laszivhüftig an ihn heran und holte sich eine rote Backe ab. Der Fremde düste mit Karacho aus der Stadt und ließ eine Staubwolke hinter sich, die noch die Abendsonne verdunkelte. Dem hatten wir es ordentlich gezeigt, und seinen Fizz Original kann er sich in die Haare schmiern!

Das ist Papageiendeutsch, im Endeffekt.

Eine der penetrantesten Worthülsen der deutschen Sprache ist die Redewendung „im Endeffekt“, die nahezu epidemisch grassiert. Aber was bedeutet diese sinnfreie Floskel eigentlich, im Endeffekt? Als internetsüchtiger Zeitgenosse schlage ich zunächst mal in der Wikipedia nach und werde unter dem Oberbegriff „Floskel“ fündig:

„Heute ist mit einer Floskel eine inhaltsleere Sprachhülse gemeint und wird daher oft abwertend gebraucht. Nicht zuletzt durch Funk- und Fernsehmedien verbreiten sich Floskeln in der deutschen Sprache epidemisch rasch und bei ihren Verwendern subliminal. Durch ihre permanente Wiederholung entwickelt sich das Deutsch ihrer Verwender zum „Papageien-Deutsch“ (Schenk).“

Und weiter:

Beispiele: halt eben, an der/dieser Stelle, letztendlich (statt letztlich oder endlich), im Endeffekt, einfach, nicht wirklich, ein Stück weit, eh, sage ich mal, ich denke, wie gesagt (wobei der hierauf genannte Inhalt nicht zwangsweise bereits gesagt wurde) „Das ist Papageiendeutsch, im Endeffekt.“ weiterlesen

Jahresrückblick

Jahresrückblick. Jahresrückblick 2017. Immer diese Jahresrückblicke, damit die Sendeanstalten die ganzen verstaubten Archivaufnahmen rauskramen und nochmals verwerten können. Abgehalfterte Comedians können ihre alten Witze recyclen und Nachrichtenredaktionen sich ihren Content für die nächste Ausgabe aufheben. Aber was soll schon passiert sein? Irgendwelche Prominenten sterben immer. Es sterben auch eine Menge Nicht-Prominenter, aber über die zu berichten würde den Rahmen sprengen. Karl Ramseyer ist tot.

Irgendwo schwappt auch immer mal das Meer unbotmäßig über die Ufer, irgendein Berg kracht garantiert zusammen und Erdbeben haben ohnehin einen Dauervertrag mit den Medien. Und natürlich Kriege – die finden auch verlässlich immer irgendwo statt. Nicht zu vergessen, die vielen Skandale und Skandälchen, Hochzeiten, Adelsgeburten, all der Klatsch und Tratsch ohne den unsere Regenbogenpresse gezwungen wäre, über Relevantes zu berichten. „Jahresrückblick“ weiterlesen

Sharas Märchenwelt

Shara Whitfield hat einen Märchenband herausgegeben, weil sie sich eine Sammlung mit Märchen gewünscht hat, wie sie ihr immer von ihrem Großvater erzählt wurden. Daher sind viele Grimms Märchen drin, aber auch einige völlig Unbekannte aus aller Herren (und Damen) Länder.  Die liest man nicht überall, daher lohnt es sich schon deshalb, sich diese ungewöhnliche Sammlung zuzulegen. Der wichtigste Grund ist aber: es sind vier Märchen aus meiner Feder drin. Und die wurden tatsächlich bisher noch nie irgendwo veröffentlicht worden. Eines meiner Frühwerke zB. „Die Freggel und der Zauberer“, in dem ich ein wenig Terry Prattchetmässig einen Zauberer beschreibe, der ziemlich fies ist und Beamte und Vertreter nicht leiden kann. Sehr witzig, das Ganze. Aber auch ein eher düsteres und sarkastisches Märchen über einen unsterblichen Hofnarren. Sozusagen „Bruder Lustig für Gothic Fans“.  „Sharas Märchenwelt“ weiterlesen