Autorencoaching & Lektorat

Schreiben ist einsam. Gut schreiben – noch einsamer. Mein Angebot

Ich begleite Autorinnen und Autoren, die den Wunsch haben, besser zu werden. Besser im Stil, klarer im Ausdruck, stärker in der Haltung.
Egal ob Roman, Essay oder Sachbuch – ich helfe dir, deine Stimme zu finden. Auf Wunsch erstelle ich mehrseitige Gutachten zu deinen Texten und/oder wir besprechen dein Buch/deinen Text vis á vis per Zoom oder einem anderen visuellen Medium.


Was du bekommst:
✅ Eine ehrliche Textanalyse
✅ Beratung zu Plot, Dramaturgie und Stil
✅ Sparring bei Schreibblockaden
✅ Lektorat & Feedback auf Augenhöhe
✅ Hilfe bei Exposé & Verlagssuche (optional)

Mein Angebot richtet sich an:

Ich bin kein Guru. Kein „Bestseller-Coach“.
Ich bin ein erfahrener Weggefährte, der weiß, wo es hakt – und warum das manchmal gut so ist.

„Geschichten handeln von Menschen, nicht von Ideen.“ – Marion Zimmer Bradley

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Warum ich „Game of Thrones“ nie sehen konnte – Ein Plädoyer für Figurenbindung in der Fantasy

In einer Welt, in der Fantasy oft mit Blut, Verrat und dystopischem Weltenbau gleichgesetzt wird, ist es fast ein literarischer Tabubruch zu sagen: Ich habe Game of Thrones nie gesehen. Nicht aus Zeitmangel, nicht aus Ablehnung des Genres – sondern weil ich es nicht ertragen konnte. Schon in den ersten Episoden schreckten mich Dinge ab, die mir als Autor, Lektor und Liebhaber epischer Geschichten zutiefst widerstreben: der Verlust liebenswerter Figuren, die Zurschaustellung von Grausamkeit, die Abwesenheit von emotionalem Ankerpunkt. Dieser Beitrag ist kein Verriss. Er ist ein Plädoyer – für Geschichten, in denen wir bleiben wollen, weil wir die Figuren lieben, nicht bloß bewundern oder erdulden.

Figurenbindung als literarisches Prinzip

Literarische Bindung entsteht nicht durch Plotpunkte, sondern durch Nähe. Nähe zur inneren Welt der Figuren, zu ihren Zweifeln, Schwächen, Hoffnungen. Tolkien hat das meisterhaft verstanden. In Der Herr der Ringe ist Frodo nicht der mächtigste, klügste oder kämpferischste Held. Aber er ist derjenige, dem wir folgen wollen – weil er aufrichtig ist, verletzlich, mitfühlend. Selbst Sam, der oft als ‚Sidekick‘ bezeichnet wird, wird für viele zum wahren Helden, weil er nicht aufhört zu hoffen – und zu lieben. Es ist diese emotionale Intimität, die uns durch Mordor führt, nicht das Schicksal der Welt.

Game of Thrones – Der Bruch mit dem Wunsch nach Nähe

Als ich die ersten Folgen von Game of Thrones sah, war es nicht der Gewaltgrad, der mich abstieß – sondern die Kälte. Figuren wie Eddard Stark, die zu einem moralischen Zentrum hätten werden können, wurden geopfert, bevor eine echte Bindung entstehen konnte. Andere Figuren waren entweder zu kalkuliert, zu grausam oder zu zynisch, als dass ich mit ihnen hätte fühlen können. Selbst Tiere – in diesem Fall die Schattenwölfe – wurden getötet, bevor sie überhaupt eine mythische oder emotionale Rolle entfalten konnten. Das alles erzeugt sicherlich Spannung. Aber keine Verbundenheit. Und ohne diese ist mir jede Welt – so detailliert sie auch gebaut sein mag – fremd.

Die Stärke der Hoffnung – Was ich stattdessen suche

Ein Beispiel dafür ist die Serie The Rookie. Zwar kein Fantasy, aber strukturell doch eine moderne Heldenreise: John Nolan ist verletzlich, integer und lernbereit. Um ihn herum entfalten sich Figuren, die man nicht nur versteht, sondern begleiten möchte. Die Serie bietet Konflikte – aber nie auf Kosten unserer Identifikation. Ein anderes Beispiel ist Katja Brandis‘ Die Ewigen von Calliste. Auch hier gibt es Gefahr, Zwiespalt und Geheimnisse – doch durch die Hauptfigur Ila bleibt eine innere Wärme erhalten, die uns durch die fremde Welt trägt.

Yanthalbor & Das Vermächtnis des Drachenlords – Persönliche Gegenentwürfe

In meinen eigenen Romanen – etwa Yanthalbor oder Das Vermächtnis des Drachenlords – ist Figurenbindung kein Nebeneffekt, sondern Zielstruktur. Auch hier gibt es Opfer, innere Kämpfe, Verrat. Doch ich glaube daran, dass Leser:innen einem Held oder einer Heldin dann am tiefsten folgen, wenn sie *nicht* allwissend sind, sondern zweifeln dürfen. Wenn sie geliebt werden können – nicht trotz, sondern wegen ihrer Schwächen.

Fazit: Fantasy darf uns Hoffnung geben

*Game of Thrones* hat das Fantasygenre verändert – und viele fasziniert. Für mich aber bleibt es ein Beispiel dafür, was passiert, wenn Figuren nicht als emotionale Brücke, sondern als Schachfiguren behandelt werden. Ich brauche das andere. Ich brauche Geschichten, in denen ich weinen kann, wenn jemand fällt – nicht, weil es überraschend ist, sondern weil es *wehtut*. Und weil ich ihn oder sie vermissen werde.

Fantasy darf dunkel sein. Aber sie darf nie aufhören, uns Licht zu zeigen. Und dieses Licht sind die Figuren, an deren Seite wir die Reise antreten.

Rael Wissdorf Mai/25

Geschichten handeln von Menschen, nicht von Ideen


Geschichten handeln von Menschen, nicht von Ideen.

Dieser Satz stammt (vielleicht) von Marion Zimmer-Bradley (oder auch nicht, manche sagen, er wäre von Borchert). Er ist einer dieser seltenen Sätze, die sich tief einbrennen, weil sie etwas sagen, das man eigentlich immer schon wusste. Und doch müssen wir es uns in Erinnerung rufen, immer wieder, wenn wir schreiben, lehren, kritisieren oder beraten. Denn er enthält das vielleicht wichtigste Geheimnis guter Erzählkunst: Leserinnen und Leser interessieren sich nicht für die Idee an sich. Sie wollen wissen, was mit den Menschen passiert.


Wenn wir früher jemandem erzählten, was wir am Vorabend im Kino gesehen hatten, dann kam nie die Frage: „Und wie war der Soundtrack?“ oder „Was symbolisiert das Schwert?“ Sondern: „Und was ist dann passiert? Hat er sich gerächt? Haben sie sich gekriegt?“

Unsere Zuhörer wollten wissen, was mit den Menschen in der Geschichte geschah. Das Herz des Erzählens ist der Mensch.

Selbst in epischer Fantasy, wo es um Welten, Magie und mythische Objekte geht, ist das alles nur Hülle. Der Ring interessiert niemanden. Was uns bewegt, ist Frodo. Sam. Gollum. Ihr innerer Kampf, ihre Entscheidungen, ihr Zerbrechen und ihr Wachsen. Der Ring ist nur der Katalysator, das, was diesen Wandel provoziert.


Ideen sind leicht. Figuren sind schwer.

Eine Idee hat man in Sekunden. „Was wäre, wenn ein magisches Artefakt die Welt bedroht?“ – schön. Aber wen betrifft das? Wer verliert seinen Bruder, weil er das Artefakt zu spät erkennt? Wer muss sich zwischen Liebe und Pflicht entscheiden? Wer zerbricht daran? Wer wird zum Helden, obwohl er nie einer sein wollte?

Die wahren Geschichten beginnen da, wo die Idee auf den Menschen trifft. Wenn sie zur Erfahrung wird.


Gute Geschichten sind wie Klatsch. Und wie Katharsis.

Das mag trivial klingen. Aber in Wahrheit sind alle großen Geschichten Varianten dessen, was wir seit Jahrtausenden weitergeben: Wer liebt wen? Wer verrät wen? Wer stirbt für wen?

Im privaten Erzählen nennen wir das Gossip. In der Literatur ist es die Verarbeitung existenzieller Fragen. Gute Literatur ist beides: sie bedient die Neugier des Alltags und übersetzt sie in das Symbolische. Sie stillt den Hunger nach Drama und schafft gleichzeitig eine ethische Fallhöhe.


Die Fantasy begeht oft denselben Fehler.

Sie verliert sich in Weltenbau. In Völkern, Magiesystemen, Herrschaftsstrukturen. Alles wunderbar – solange wir jemanden haben, dessen Herz darin schlägt.

Ohne glaubhafte Figuren ist Worldbuilding wie eine Museumslandschaft ohne Besucher. Es steht nur herum. Erst die handelnde, irrende, liebende, hoffende Figur haucht der Welt Leben ein.


Was bedeutet das für uns als Autor:innen und Lektor:innen?

Es bedeutet, dass wir immer zuerst nach der Figur fragen müssen. Nicht: „Was ist die Idee deines Romans?“ Sondern: „Was durchlebt deine Figur? Was verliert sie? Was fürchtet sie? Was hofft sie?“

In meiner Arbeit mit jungen Autor:innen stelle ich fest: Wer seine Figuren liebt, schreibt immer besser. Selbst in holpriger Sprache, selbst in unfertiger Struktur – wenn die Figuren leuchten, tragen sie alles.

Ein schlechter Plot mit starken Figuren wird trotzdem gelesen. Ein starker Plot mit schwachen Figuren wird vergessen.


Und die Idee? Die Moral? Die Botschaft?

Sie ergibt sich. Aus dem, was die Menschen tun. Aus dem, was sie nicht tun. Aus dem, was sie bereuen. Gute Literatur ist nie These. Sie ist immer Prozess.

Sie zeigt, statt zu behaupten. Und was sie zeigt, ist nicht die Idee – sondern der Mensch, der an ihr leidet oder an ihr wächst.


Ich glaube: Wer Menschen erzählt, übertrifft jede Theorie.

Denn was uns bleibt nach einem guten Buch, ist nicht die „Struktur“ oder der „Themenkomplex“. Es ist ein Blick. Ein Satz. Eine Geste.

Es ist Sam, der sagt: „Ich kann ihn nicht für dich tragen – aber ich kann dich tragen.“

Das ist der Moment, der bleibt. Und das ist es, was Erzählen vermag. Alles andere sind nur Ideen.