Eine der penetrantesten Worthülsen der deutschen Sprache ist die Redewendung „im Endeffekt“, die nahezu epidemisch grassiert. Aber was bedeutet diese sinnfreie Floskel eigentlich, im Endeffekt? Als internetsüchtiger Zeitgenosse schlage ich zunächst mal in der Wikipedia nach und werde unter dem Oberbegriff „Floskel“ fündig:
„Heute ist mit einer Floskel eine inhaltsleere Sprachhülse gemeint und wird daher oft abwertend gebraucht. Nicht zuletzt durch Funk- und Fernsehmedien verbreiten sich Floskeln in der deutschen Sprache epidemisch rasch und bei ihren Verwendern subliminal. Durch ihre permanente Wiederholung entwickelt sich das Deutsch ihrer Verwender zum „Papageien-Deutsch“ (Schenk).“
Und weiter:
Beispiele: halt eben, an der/dieser Stelle, letztendlich (statt letztlich oder endlich), im Endeffekt, einfach, nicht wirklich, ein Stück weit, eh, sage ich mal, ich denke, wie gesagt (wobei der hierauf genannte Inhalt nicht zwangsweise bereits gesagt wurde)
Es gibt viele Redewendungen, die einem bewusst sprechenden Menschen ein Lächeln entlocken, doch „im Endeffekt“ wird langsam aber sicher zum Ärgernis. Dies vor allem wegen seines inflationären Gebrauchs in allen möglichen, unsinnigen Zusammenhängen. Teilweise ja noch im Kontext des eigentlichen Wortsinnes (letztlich, endlich) gebraucht, gibt es Menschen, die es willkürlich zwischen jedwede Satzaussage streuen, wie zb. „Im Endeffekt ist das ein gutes Bier“, oder „Diese Bäume sind grün, im Endeffekt.“
Was denkt sich der Sprecher da? Nix. Eben. Das ist es. Er/sie/es denkt sich: Nichts. Und das es ist es, was den Sprachästheten auf die Palme bringt. Nun könnte ein gemäßigter Sprachpazifist hier einwenden: „Ist doch egal, Hauptsache, man wird verstanden“. Das ist so ein genereller Entwaffnungsschlag, der den tobenden Sprachtaliban zur Ruhe bringen soll. Denn der kann die sinnentleerte Plapperei seiner Zeitgenossen einfach nicht ertragen, sie fügt ihm fast physischen Schmerz zu. Na gut, hat er Pech gehabt, denn es gibt doch tatsächlich auch Verfechter dieser Redewendung. Sie räumen zwar die Redundanz dieser Floskel ein, behaupten aber frech, sie brächte der deutschen Sprache Wärme und Farbe …
Betrachten wir diesen Fachausdruck mal wissenschaftlich: „Endeffekt“ bezeichnet also einen Effekt, der am Ende eines Vorgangs steht, richtig? Warum ignorieren wir dann den Anfangseffekt und den Mitteleffekt? Mal ganz abgesehen davon, dass ein Effekt immer am Ende eines Vorgangs steht, die Vorsilbe „end“ also redundant ist, und damit überflüssig. Warum soll ausgerechnet dieser offensichtlich verfälschende Ausdruck Wärme und Farbe in die Sprache bringen?
Wärme und Farbe, oder, um es anders auszudrücken: Blumigkeit und Viefalt einer Sprache drückt sich nicht durch die zwanghafte Wiederholung eines Terminus aus, sondern durch die Vermeidung von stereotypen Wiederholungen und sattsamer Synonyme. Wer sich farbig und vielfältig ausdrücken will, wird das Wort Endeffekt im Leben genau einmal verwenden, danach ist es für alle Zeiten verbraucht. Man benötigt es nicht mehr, es hatte seinen Auftritt, jetzt kann es getrost abtreten und neuem Unsinn Platz machen. Es hat sich – im Endeffekt – erledigt.
Sprachtaliban Tibor Flaussig sagt dazu:
BOAAR Endeffekt, da krieg ich Plaque, wenn ich das höre! Was soll denn das sein: der ENDEFFEKT? Ein Effekt steht doch immer am Ende, oder wie oder was? Also, ich schieß den Ball auf die Latte und das Tor kippt um, das ist ein EFFEKT. Und wieso sag ich jetzt ENDEFFEKT? Ahh, ok … ich trete den Ball und der Effekt ist, dass der Ball fliegt. Das Umkippen des Tores wäre also der ENNDÄFFÄKT? Weit gefehlt, ihr Ahnungslosen, denn die Effekte sind noch lange nicht vorbei! Im End … im Effekt fällt der Ball wieder auf den Boden, drückt einige Grashalme platt, kullert noch ’ne Weile rum, wird dann vom Torwart geschnappt, der ihn dann voller Wut wieder in das Spielfeld kickt und so weiter … wo bitte ist hier endlich mal das Ende des Effekts zu sehen? Im Endeffekt erschlug ich den Schiedsrichter im Affekt. DAS wäre dann der ENDAFFEKT. PERFEKT. Im Endeffekt ist das pures Gesabbel. Auf DEUTSCH gesagt!
Autor: Rael Wissdorf, Copyright (04.07.2013), alle Rechte vorbehalten.
Erstveröffentlichung 04.07.2013
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